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Verstehen im Rahmen der menschlichen Hermeneutik
und der Computerhermeneutik
Valerij Dem’jankov
Verstehen im Rahmen der menschlichen Hermeneutik und der Computerhermeneutik. In:
L’homme machine? Anthropologie im Umbruch. Ein interdisziplinäres Symposion.
Hg. von H.Stahl. Hildesheim etc.: Georg Olms Verlag, 1998. S.149-164.
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Die Hermeneutik als "Philosophie der begrenzten Vernunft", die der
geschichtlichen und sprachlichen Gebundenheit des Denkens und Erkennens Rechnung
tragen will (G.Figal 1995 3), erlebt heute Erneuerung. Die Wiedergeburt der
Hermeneutik passiert in der Geistesgeschichte jedesmal, wenn besonders wichtige
Ereignisse im intellektuellen Leben des Menschen stattfanden (O.Pöggeler 1994
12).
Die Entstehung der heutigen hermeneutischen Welle verbindet man mit dem
Post-Strukturalismus (M.Pfister 1985 25, B.E.Fleming 1995 129). Unter anderem
gehören zu dieser Richtung folgende Disziplinen:
- Die hermeneutisch geprägte Sprachphilosophie (Willaschek 1996 171), die
sehr alte geschichtliche Wurzeln hat (G.Ward 1995 50-52).
- Die Textlinguistik, als "neue Hermeneutik" von E.Coseriu definiert
(Kabatek / Murguía 1997 151).
- Die ästhetische Hermeneutik, besonders die literarische Hermeneutik,
die sich mit der Vermittlung von Text und Gegenwart, mit dem "Verstehen eines
Textes in seiner zeitlichen Ferne und damit in der Andersheit der Welt, in der
er entstand" beschäftigt (H.R.Jauss 1993 261, vgl. auch W.M.Fues 1995,
E.D.Hirsch 1976, P.Ricoeur 1984). Diese Ausrichtung betont die emotionale Seite
des Verstehens, die Rolle, die das Vergnügen (oder umgekehrt, das
Mißvergnügen) beim Interpretieren des Textes spielt (H.R.Jauss 1977 10).
- Bestimmte Strömungen der phänomenologisch orientierten
Sozialwissenschaften, die sich selbst als "interpretativ" verstehen, z.B. der
"Symbolische Interaktionismus" oder die "Ethnomethodologie", wo der zentrale
Begriff der Interpretation als Bündelung der Methoden definiert wird, "welche
zum einen den Mitgliedern einer Gesellschaft die erfolgreiche Durchsetzung ihrer
Handlungsziele in der Alltagskommunikation ermöglichen sollen und welche zum
anderen konstitutiv sind für jede wissenschaftliche Sinnerschließung"
(P.Masson 1995 240-241).
- Die Gesprächsanalyse, die die hermeneutische Methode an die Forschung
der Verständigungsprozeduren im Gespräch anwendet (W.L.Schneider 1997 165).
Schon seit Schleiermacher befindet sich der verborgene Autor des Textes,
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der "Gesprächspartner", im Vordergrund (H.Anz 1987 38). Das Verstehen ist nach
Schleiermacher "die Umkehrung des Aktes geistiger Produktion", hat
divinatorischen Charakter und "zielt auf die Beziehung von Autor und Werk"
(Heinze-Prause, Heinze 1996 9). Die "objektive Hermeneutik" und die
Konversationsanalyse sind jetzt zwar ähnliche, aber nicht identische Begriffe
(R.Schmitt 1992 70-81).
- Die "konstruktivistische Hermeneutik" (Sutter 1997 12), die die alte
Hermeneutik mit den konstruktivistischen Theorien verknüpft.
Diese neuere hermeneutische Welle ist ein Ergebnis der Computerrevolution.
Am Jahrtausendende fragt sich der Mensch, welche Rolle (wenn überhaupt) ihm in
der computerisierten Gesellschaft zukommt.
Die Computer-Analogie scheint heute eine Version des hermeneutischen
Zugangs zum menschlichen Denken zu sein. So urteilt K.Oberauer, der für
"verstehende Kognitionswissenschaft" plädiert, die von der Informatik zu
emanzipieren ist (Oberauer 1997).
Die Computer sind mehr mit der intellektuellen, als mit der emotionalen
Seite des menschlichen Daseins verbunden. Sie haben keine menschlichen
Emotionen, die außerhalb der reinen Vernunft, der reinen Kognition liegen. Das
Verstehen der Sprache, des anderen Menschen, der Ereignisse usw.; kurzum, das
Verstehen im allgemeinen, scheint auch auf den ersten Blick mehr mit dem
Intellekt zu tun zu haben. Könnte man schon deswegen das Verstehen dem Computer
überlassen? Der Mensch wäre dem Computer dankbar, wenn er ihm helfen würde, eine
schwierige Passage im Text auszulegen. Aber und das ist meine These dem Computer das
Verstehens zu überlassen, ohne daß der Mensch unmittelbar selbst
ein Vergnügen vom Prozeß des Verstehens empfindet, hat ebensowenig Sinn wie
eine emotionale Maschine nicht zu verwechseln mit einem Emotionen
hervorrufenden Automat.
Man kann einen "liebenden" oder gar "essenden" Computer erfinden, aber der
Mensch muß und will selbst essen (jedenfalls, das Essen verdauen) und Emotionen
empfinden (seine Gefühle verdauen). Die Emotionen (für deren Überwindung bei
der Textauslegung Hamann Regeln formuliert hatte, G.G.Dickson 1995 125) sind
unabdingbar mit dem menschlichen Verstehen verknüpft. Der Mensch will jemanden oder etwas
selbst verstehen genauso, wie er etwas selbst erleben muß. Das Verstehen ist
nicht nur das Resultat, sondern auch das Handeln (vgl. die Analogie zwischen
Sprechen und Handeln in der praktischen Hermeneutik [H.Alwart 1987 110] und die
Analyse des Verstehens als ein Mittel für die Analyse der Handlungen in den
hermeneutisch ausgerichteten soziologischen Theorien [W.L.Schneider 1991 11]),
der Prozeß und das Vergnügen, das vom Prozeß und Resultat verursacht ist.
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Die menschliche Hermeneutik ist deswegen der Computerhermeneutik nicht
gleich. Das Ziel der menschlichen Hermeneutik – wie das Ziel der Philologie – ist
das Begreifen eines schöpferischen Vorgangs, d.h. "Werkverständnis" (M.H.Schmid
1995 115). Das Ziel der Computerhermeneutik ist die Vervollkommnung der für das
Modellieren des Verstehens zuständigen Computerprozeduren.
In der Fachliteratur zum Problem "Verstehen und Hermeneutik" kann man
mindestens zwei theoretische Modelle des Verstehens unterscheiden: das
Transportmodell und das Infizierungsmodell.
Im Transportmodell ist die Verständigung als Sinnübergabe gedeutet, also
als "Transport" des Sinnes vom Sprecher zum Adressaten. Der Sprecher generiert
einen Sinn, den er in Worte "einpackt" und dem Adressaten "übergibt". Der
Adressat packt die Worte aus und bekommt einen Sinn. So sei das Verstehen:
"Erfassen / Erzeugen der durch ein materiales sprachliches Zeichensystem
transportierten Bedeutungen" (A.Mones 1995 194).
Diese Theorie sieht verführerisch einfach aus, aber sie kann kaum
erklären, warum wir in den Worten des anderen ab und zu mehr Sinn finden als
der Autor selbst. Die Parole der romantischen Hermeneutiker, den Autor besser zu
verstehen als er sich selbst, hat bei dieser Betrachtungsweise wenig Sinn (vgl.
H.-G.Gadamer 1960/86 196-197).
Im "Infizierugsmodell" gebraucht man folgendes Bild. Zwei Menschen
sitzen in einem Zimmer. Einer von ihnen hat Schnupfen und niest. Der andere war
bisher gesund, aber nach einiger Zeit niest er auch. Nach dem Ansteckungsmodell
verstehen die Kommunikanten einander, weil in ihnen dieselben Prozesse in
paralleler Weise stattfinden. Das Verstehen hängt nicht nur und nicht so sehr
von den Worten ab (also von den "Erregern" der "Krankheit", die man "Verstehen"
nennt), als vielmehr von der Prädisposition des Interpreten "krank zu werden", d.h. vom
Sinn des Gesagten "angesteckt" zu werden. Je schwächer das "Immunsystem" des
Verstehenden, desto besser versteht er den anderen.
Ich glaube, die Wahrheit liegt – wie immer – in der Mitte. Die
Verständigung ist keine Grippe. Der Sprecher "niest" die Worte oder andere
Handlungen aus, und der andere nimmt sie wahr (und wird nicht bloß von ihnen
angesteckt), legt die Rede Quantum für Quantum aus und erhält erst Schritt für
Schritt eine Annäherung zum Sinn des Sprechers und des Gesagten. Das
Verstehen ist nicht nur das, was uns passiert, sondern vielmehr das, was wir
tun, sei es bewußt oder (eher noch) unbewußt. Das bewußte Verstehen ist eine
Handlung, d.h. es ist aktiv, zielgerichtet und besitzt Alternativen (K.Ruppmann
1995 27).
Unter den Redequanten meine ich die Spracheinheiten, Morpheme, Wörter,
Konstruktionen, Redewendungen, sogar geflügelte Worte usw., aus denen die zu
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verstehende Rede besteht. Das Verstehen ist ein interpretatorischer Prozeß.
Aber im Gegenteil zu Romantikern, die unter 'Interpretation' eine Art von
Verstehen meinten (P.Ricoeur 1976 73; vgl. auch E.E.Johnson 1990), und zu
Dilthey, für den 'Interpretation' ein Synonym für 'wissenschaftliche
Auslegung' war (W.Dilthey 1895/96 278, woher auch die textwissenschaftlichen
Kriterien der Adäquatheit der Textinterpretation stammen, vgl. R.Brandt 1993 94f),
gebrauche ich 'Interpretation' eher im programmistischen Sinn. Das Verstehen ist,
wie bei Chadenius, das Ziel der Interpretation, der Auslegung (B.U.Biere
1994 158). Bei der Interpretation wird der Text Satz für Satz wahrgenommen; die
von diesen Textteilen definierten Vorschriften (die zusammen einen vom Text
definierten Handlungsplan bilden) werden ausgeführt, noch bevor das Ende des
Textes erreicht wird. Bei der Interpretation wird der Text nicht in einen
Zwischentext übersetzt (in Maschinencodes, im Falle von Programm; in
'semantische Sprache', im Falle der menschlichen Texte), sondern sofort
unmittelbar auf das Leben angewandt, vgl.:
"Interpretation ist es, was zwischen Mensch und Welt die niemals
vollendbare Vermittlung leistet, und insofern ist es die einzig wirkliche
Unmittelbarkeit und Gegebenheit, daß wir etwas als etwas verstehen." (H.-
G.Gadamer 1984 339).
Die beim Verstehen stattfindenden interpretatorischen Operationen
gruppiere ich in Module. Jedes Modul entspricht einer mehr oder weniger
elementaren Aufgabe, die nicht immer vollkommen erfüllt werden kann, denn
Mißverstehen ist vom Verstehen unablösbar (K.Jaspers 1947 553-554). Dies
entspricht dem Begriff der Hermeneutik als universaler Methodenlehre im Sinne
Schleiermachers, für den das sich immer wiederholende Mißverstehen ein Faktum
war (K.Brose 1985 303), weil der Sinn eines Textes stets individuell ist
(J.Disse 1996 137).
Es gibt neun Module des Verstehens (V.Dem'jankov 1983).
Modul 1. Gebrauch von Sprachkenntnissen.
Wenn man sagt, "Verstehen Sie Russisch?" und "Das ist nicht wörtlich zu
verstehen", meint man gerade dieses Modul als eine thematisierte Aufgabe.
Die Kenntnisse einer gemeinsamen Sprache (des Russischen, des Deutschen,
des Japanischen usw.), die eine Voraussetzung für jeden Meinungsaustausch sind,
variieren von Mensch zu Mensch. Verschiedene Sprachquanten spielen für dieses
Modul auch verschieden wichtige Rolle.
Der Mensch gebraucht Worte. Gott, wie Thomas von Aquin in 'Summa
Theologiae' schrieb, kann zu diesem Zwecke nicht nur Worte, sondern auch Dinge
selbst gebrauchen (W.-Sh.Chau 1995 132-133).
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Aber bleiben wir beim menschlichen Verstehen. Mit dem ersten Modul haben
die folgenden von Schleiermacher formulierten Kanones des Auslegens zu tun:
1. "Alles was noch einer nähren Bestimmung bedarf in einer gegebenen
Rede, darf nur aus dem dem Verfasser und seinem ursprünglichen Publikum
gemeinsamen Sprachgebiet bestimmt werden." (F.Schleiermacher 1838 41).
2. "Der Sinn eines jeden Wortes an einer gegebenen Stelle muß bestimmt
werden nach seinem Zusammensein mit denen die es umgeben." (F.Schleiermacher 1838
69).
Aber man darf nicht vergessen, daß verschiedene Sprecher dieselben
Wörter auch ab und zu verschieden gebrauchen können. Die Harmonie im
Sprachgebrauch ist ein Ergebnis von Zusammenarbeit, von 'Kooperation' der
Gesprächspartner. Deswegen kann man, mit Gadamer, das erste Gesetz in
dynamischer Perspektive umformulieren:
"Jedes Gespräch setzt eine gemeinsame Sprache voraus, oder besser: es
bildet eine gemeinsame Sprache heraus. Es ist da etwas in die Mitte
niedergelegt, wie die Griechen sagen, an dem die Gesprächspartner teilhaben und
worüber sie sich miteinander austauschen. Die Verständigung über eine Sache,
die im Gespräch zustande kommen soll, bedeutet daher notwendigerweise, daß im
Gespräch eine gemeinsame Sprache erst erarbeitet wird. Das ist nicht ein
äußerer Vorgang der Adjustierung von Werkzeugen, ja es ist nicht einmal
richtig zu sagen, daß sich die Partner aneinander anpassen, vielmehr geraten
sie beide im gelingenden Gespräch unter die Wahrheit der Sache, die sie zu
einer neuen Gemeinsamkeit verbindet. Verständigung im Gespräch ist nicht ein
bloßes Schauspielen und Durchsetzen des eigenen Standpunktes, sondern eine
Verwandlung ins Gemeinsame hin, in der man nicht bleibt, was man war." (H.-
G.Gadamer 1960/86 384).
Modul 2. Konstruieren und Überprüfen von Hypothesen über den Sinn der
Rede, d.h. Verstehen als Problemlösen
Wenn wir die Rede wirklich verstehen, warten wir nicht, bis ein Satz zu
Ende ist: das Verstehen entwickelt sich zeitlich parallel zur Rede. Das macht
die Kommunikation flexibel, aber die Wahrnehmung der Rede des anderen
komplizierter. Man hat stets nicht mit einer, sondern mit mehreren Hypothesen zu
tun. Der Sprechende ist immer in Gefahr, etwas nicht rechtzeitig zu sagen, und
zwar zu früh oder zu spät. Dadurch entstehen Mißverständnisse, denen man
vorbeugen könnte, hätte der Verstehende schon früher das gewußt, was erst
später gesagt
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wurde. Das adäquate Verstehen ist mit dem Aufbau adäquater
Hierarchien von konkurrierenden Hypothesen über den Sinn der ganzen Rede
verbunden.
Wenn man die Rede in einer Fremdsprache interpretiert, konzentriert man
sich gewöhnlich (besonders am Anfang des Studiums) auf jedes Wort, man
unterscheidet nicht immer richtig das wichtige vom nebensächlichen. Deswegen
ist die Zahl der zu testenden Hypothesen beim Anfänger viel größer als beim
Muttersprachler.
Eine kreative Person ist auch beim Verstehen kreativ, manchmal sogar zu
kreativ. Wie auch ein Hermeneut, der bewußt seine Prozeduren durchführt, geht
ein Mensch, der etwas zu verstehen versucht, nicht voraussetzungs- und
interesselos von einem Vorverständnis des Textes aus, das im Laufe seiner
Interpration verändert wird. Sein Vorverständnis wird bestätigt, vertieft
oder widerlegt (Jank / Meyer 1991 114). Dabei besteht die Gefahr, daß das
Vorverständnis überhaupt den Verstehensprozeß blockiert (Seewald 1992 230).
Nietzsches Vorwürfe gegen die Hermeneuten, daß sie, vom Willen zur Macht
getrieben, den Sinn "vergewaltigen, zurechtschieben, abkürzen, weglassen,
ausstopfen, ausdichten, umfälschen", betreffen auch Vorverständnisse von
nicht-Hermeneuten (G.Gruber 1994 14).
Modul 3. Erschließung des Gesagten
Wenn man einen Text liest oder hört, modelliert man, Schritt für Schritt
(Wort für Wort, Satz für Satz usw.) einen momentanen Ausschnitt aus der
inneren Welt des Gesprächspartners. Dieser Ausschnitt, also die Modellwelt des
Gesagten, mit ihren Gesetzen und ihrer Dynamik, wird uns nicht als ein Ganzes und
Vollendetes auf einmal übergeben. Die Modellwelt ist überhaupt nicht aus
fremden, sondern aus unseren eigenen mentalen Baumaterialien gemacht, d.h. aus
den für unsere Mentalität üblichen und zugänglichen Bildern und
Vorstellungen; vgl.:
"Die Welt als Text, als Welt geordneter Verweisungszusammenhänge, ist
nicht nur eine Manifestation vorgegebener, vorgedachter Sinnzusammenhänge,
sondern gleichzeitig der Ort neuerschlossenen Sinns, der über das Gegebene
hinausweist. Dem Menschen ist mit der Sprache die Möglichkeit zur
Transzendierung naturgegebenen Seins eröffnet." (Garz, Kraimer 1994 7).
In die Modellwelt investieren wir einen Teil unserer eigenen inneren Welt.
Darin besteht gerade die Erschließung der Worte des Gesprächspartners, ohne
die Verständigung nicht möglich ist. Deswegen ist das Verstehen eine kognitive
Konstruktion:
"Wer versteht, kopiert nicht Wirklichkeit, entschlüßelt nicht eine
Struktur mit gegebenem, festem Sinnbestand (im Fall des Textverstehens eine
linguistische
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Struktur), sondern schafft immer auch neue Information, stiftet
oder erzeugt Sinn. Eine konstruktivistische Erkenntnisauffassung (Piaget) nimmt
daher Abschied von der Vorstellung, daß es ein Beobachten ohne einen
Beobachter, ein Feststellen von Wahrheit ohne einen Wahrnehmenden bzw. ein
Verstehen von etwas oder von jemand ohne die aktive, strukturbildende Leistung
einer Person gibt. Das heißt nicht, daß die Darstellung oder Auffassung einer
Gegebenheit durch ein Subjekt beliebig sei und sozusagen in den freien geistigen
Raum hinaus erfolge. Vielmehr bedeutet dies, daß es beim Verstehen kein
Gegebenes schlechthin gibt, sich Verstehensgegenstände nicht 'vor' oder
'außer' ihrer kognitiven Aneignung beschreiben lassen." (Reusser, Reusser-
Weyeneth 1997 16-17).
Modul 4. Die Rekonstruktion der Sprecherintentionen, der Absichten des
Sprechers
Diese Aufgabe geht weit über das Erkennen der Worte hinaus, ist immer
situations- oder kontextbedingt (G.Kühlewind 1991:27).
Die Auslegung der Intention hat für den Hörer / Leser mindestens zwei
Aspekte:
- Man legt den wörtlichen Sinn davon aus, was der Autor mit seiner Rede
meint; dabei ist man sich im klaren, daß der Autor selbst die Sprache nicht immer bewußt
gebraucht: Der Sprecher kann Sprachfehler machen, sein Wortgebrauch
kann nicht immer ganz dem Standard entsprechen, er kann mit starkem Akzent
sprechen, aber dennoch verstanden werden;
- Man erkennt die eigentlichen und die scheinbaren Absichten des Autors.
Der zweite Aspekt wird nicht von allen Theoretikern akzeptiert:
"In den 30er Jahren dieses Jahrhunderts behauptete T.S.Eliot, die
Bedeutung eines Textes sei völlig unabhängig von Willen und Absicht seines
Verfassers, gute Dichtung sei per definitionem unpersönlich, objektiv und
autonom. W.K.Wimsatt behauptete: Die Intention des Autors sei ohne Relevanz für
den Sinn eines Textes. Gleichzeitig diskreditierte er jeden Versuch, die Absicht
eines Autors bei einer Interpretation und Bewertung literarischer Werke zu
berücksichtigen, als 'intentional fallacy'. In Deutschland propagierte
M.Heidegger die These der semantischen Autonomie der Sprache, die unabhängig
von der Intention des Sprechenden bestehe. Die Verbannung des Autors aus
hermeneutischen Überlegungen zugunsten eines Konzepts der semantischen
Autonomie von Sprache verkennt jedoch, daß Sinn ausschließlich eine
Angelegenheit des kreativen Bewußtseins ist und nicht den Wörtern eignet, die
lediglich als Medium zur Weitervermittlung des Sinnes fungieren." (Ch.Jost 1990
28-29)
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Jeder Mensch hat einen eigenen Vorrat von Absichten. Auf verschiedene
Weise, bewußt und / oder unbewußt, gruppiert und tarnt man die Absichten in
der Kommunikation, was in der Psychoanalytischen "Tiefenhermeneutik"
thematisiert wird (J.Belgrad 1996). (Der Dekonstruktionismus zweifelt gerade
daran, ob es Grenzen zwischen der Oberfläche und der Tiefe, dem Äusseren und
dem Inneren des Textes und des menschlichen Subjekts gibt, vgl. N.Luhmann 1995
13.) Wie erraten wir unendlich verschiedene Absichten? Warum ist man bereit,
sich dem Gesprächspartner zu widmen, sei es auch nur auf einen Augenblick? Weil
das Verstehen auch ein Vergnügen ist, weil das Verstehen auch der Liebe
ähnlich ist. Aber eben deswegen ist der Interpret wählerisch und empfindet
verschiedenen Leuten gegenüber nicht die gleiche Sympathie .
Die üblichen Intentionen des Publikums, die den Charakter eines Werkes
prägen (N.Oellers 1984 126), können die potentiellen Sprecher- oder
Autorintentionen beeinflußen .
Modul 5. Erkennen der Verschiedenheiten zwischen der inneren Welt des
Interpretators und der Modellwelt
Wie die innere Welt bildet auch die Modellwelt ein Ganzes, dessen Gesetze
von denen der inneren Welt verschieden sein können. Die Mißverständniße
wurzeln unter anderem darin, daß man aus Unerfahrenheit, Unaufmerksamkeit oder
Zerstreutheit die eigene innere Welt der Modellwelt gleichsetzt. Man versteht am
besten, was in das Weltbild des Interpretators hineinpaßt (R.Wodak /
Menz / Lalouschek 1989 32-33).
Modul 6. Erkennen der Beziehungen innerhalb der inneren Welt und der
Modellwelt
Dadurch entsteht ein Spannungsfeld im Rahmen der Modellwelt und der
inneren Welt des Interpretators. Das Spannungsfeld dient als Grundlage für die
Handlungen im Rahmen des dritten Moduls. Dabei handelt es sich um das Erkennen
der inneren Beziehungen zwischen verschiedenen Ereignissen in der Rede des
Gesprächspartners, unter anderem in der Argumentation.
Beim Verstehen ist man vom Prinzip der "kohärenten Vollständigkeit des
Verstehens" geleitet (R.Shusterman 1996 21). Schon Origenes erkannte das Prinzip
der Konsistenz für die Auslegung der Offenbarungsschriften: Bei scheinbarer
Dissonanz kann man Verständlichkeit nur durch 'Harmonisierung',
wiederherstellung der Kohärenz von verschiedenen Textpassagen untereinander
gewinnen (Villwock 1996 336).
Im Laufe der Interaktion bleibt unsere Aufmerksamkeit inkonstant: Was am
Anfang im Fokus der Aufmerksamkeit lag, kann später in den Hintergrund rücken,
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um gelegentlich später wieder im Fokus aufzutauchen, wenn auch anders
beleuchtet. Diese Schwankungen entsprechen der Tätigkeit unseres Bewußtseins,
bei dem Beziehungen zwischen verschiedenen Fragmenten der zu rekonstruierenden
Welt hergestellt werden. Dabei gilt:
"Die Integration textexterner Daten erfolgt
prinzipiell über Bedeutungsbeziehungen (Regel der Semantisierung der
Textexterna)." (G.Pasternack 1979 100)
Demselben Zweck dienen auch die vier Interpretationsmethoden von Augustin
(in "De utilitate credendi", 391f), die der Tradition im griechischsprachigen
Raum entsprechen. Dabei wird überprüft (A.Hoffmann 1997 109-133):
- ob die dargestellten Ereignisse tatsächlich "historisch" stattgefunden
haben oder "nur" als solche dargestellt wurden ("secundum historiam"),
- wie die in ihr berichteten Handlungen bzw. Aussprüche zu begründen
sind ("secundum aetiologiam"),
- daß das Alte Testament und das Neue Testament miteinander im Einklang
stehen ("secundum analogiam"),
- wie die "dunklen" Passagen als übertragene Redeweise erkannt werden
können ("sedundum allegoriam").
Modul 7. Bilanz zwischen der Modellwelt und der unmittelbaren Wahrnehmung
der Außenwelt, den Kenntnissen des Interpretators
Verstehen bedeutet unter anderem auch die Vervollkommnung der mentalen
Data-Base, in die wir neue Informationen eintragen und aus der wir widerlegte
Erkenntnisse und Meinungen entfernen. Dieselbe Data-Base wird als Grundlage auch
für das weitere Interpretieren benutzt. Die Hauptfrage im Rahmen dieses Moduls
ist, ob die Daten in diesem mentalen Katalog der Wahrheit entsprechen.
Historische Tatsachen werden dabei u.a. auch von Fiktionen unterschieden (für
Hegel lag gerade in dieser Unterscheidung das Hauptproblem der biblischen
Hermeneutik, R.A.Makkreel 1997 200). Dadurch unterscheidet sich das
Textverstehen vom Parsing (recognition) des Textes. Vgl.:
"Verstehen (im Unterschied von Erklären) erstreckt sich auf geistige
Sachverhalte und schließt unmittelbares Evidenzbewußtsein in sich. Dieses ist
nur möglich bei potentieller Produktivität in der Richtung des zu
Verstehenden, sei es einer Handlung, eines Gedankens, einer künstlerischen
Komposition. Verstehen heißt, irgendwie schöpferisch sein; dabei kommt alles
technische Können nicht in Betracht. Gegenstand des Verstehens soll hier das
Dasein selbst, d.h. in seiner Einheit sein; denn nur aus der Einheit heraus wird
verstanden." (D.Bonhoeffer 1931 24)
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Beim Textverstehen wird man informationell reicher, wenn auch die Zahl der
widerlegten Meinungen größer ist, als die Zahl der neu eingetragenen
Informationen. So kann z.B. eine Episode, die unsere Kenntnisse nicht
beeinträchtigt, d.h. nichts Neues über die Umwelt oder Meinungen unserer
Gesprächspartner hinzufügt, ohne Verlust aus unserem Leben gestrichen werden.
Die Module 6 und 7 entsprechen dem, was man als "Verstehen als 'Sehen' von
Zusammenhängen" charakterisiert.
Der von der Data-Base bestimmte Erkenntnishorizont charakterisiert nicht
nur ein Individuum, sondern auch eine historische Epoche (vgl. H.Hübner 1995
111).
Modul 8. Herstellen der Beziehungen zwischen dem Verstehen und anderen
Handlungen des Verstehenden
Die Wirkung der Rede erinnert an Hypnose. Sie hören z.B. den Satz: Am
Waldessaume träumt die Föhre, am Himmel weiße Wölkchen nur und wenn Sie
besonders sensibel sind, dann sehen Sie sofort die Föhre, den Himmel und die
Wolken. Das ist aber nur eine der vielen Möglichkeiten, beim Verstehen parallel
zu handeln. Das entspricht der Meinung Diltheys, daß das Handeln das Verstehen
anderer Personen voraussetzt (W.Dilthey 1900 317).
In der Sprachphilosophie des zwanzigsten Jahrhunderts wird das Verstehen
oft der Antwort, der Reaktion auf das Gesagte gleichgesetzt (z.B. L.Wittgenstein
und M.Bachtin). Auch für Gadamer ist jede verstandene Aussage eine Antwort auf
eine Frage, wobei Verstehen nur im Horizont von Vorverstandenem möglich
ist (vgl. P.A.Schmid 1995 1-2); die Hermeneutik stellt Fragen an den Text, indem
sie den Leser fragt (T.Torno 1995 10).
Die Suche nach Kriterien des Verstehens basiert übrigens auf dieser
Präsumption. Zu diesen Kriterien zählt man unter anderem die Fähigkeit
(R.Schäflein-Armbruster 1994 503),
- eine Anweisung auszuführen
- einen Text sinnvoll fortzusetzen
- Widersprüche aufzuzeigen
- eine fehlerhafte Anweisung zu korrigieren
- eine Zusammenfassung zu geben
- eine gegebene Zusammenfassung als richtig oder falsch zu erkennen
- das Thema der Äußerung / des Textes anzugeben
- eine Paraphrase in eigenen Worten zu geben.
Diese dialogische Konzeption des Verstehens ist zum großen Teil
berechtigt. Ein Symptom des Verstehens ist auch die Bereitschaft zu Handlungen,
die direkt oder indirekt (angespielt) in der Rede beschrieben werden, unter
anderem basiert
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darauf auch die psychoanalytische Methode (A.Lorenzer 1981 502).
Die Rede in natürlicher Sprache ist in dieser Hinsicht der Interpretation des
Textes eines Computerprogramms in einer Programmiersprache ähnlich: Das
Verstehen der Rede (wie auch die Interpretation des Programmtextes) wird von den
parallel ausgeführten Handlungen des Computers begleitet, die das im Text
enthaltene Programm vorschreibt.
Die ethischen Normen der Kommunikation sind eher auf den Sprecher
gerichtet: Drängen Sie Ihre Meinungen dem Hörer nicht auf. Aber wir können
eine entsprechende Norm auch für den Zuhörer formulieren: Verlassen Sie sich
auf den Sprecher, lassen Sie sich hypnotisieren. Glauben Sie dabei nicht, daß
Ihre Auslegungsweise die letzte Wahrheit ist.
Modul 9. Die Wahl und Verschiebung der Verstehenstonalität
Weil das Verstehen ein Ergebnis von verschiedenen Operationen ist, welche die
obengenannten Aufgaben lösen, muß der Interpret immer einen Schlüssel
wählen, mit dem die Rede in ihrem Ganzen wahrzunehmen ist. Dieser Schlüssel
determiniert die Abwechslung solcher Operationen im Laufe einheitlicher
Verständigungsepisoden. Man kann hier über eine bestimmte
Gesprächsatmosphäre sprechen (R.Glindermann 1987 2). So empfinden wir z.B.
während verschiedener Gesprächsepisoden verschiedene Grade der Sympathie zum
Gesprächspartner und zu seinen Meinungen; verschieden aufmerksam und motiviert
verfolgen wir auch die Fokussierungen in seiner Rede usw. Der Umstand, daß das
Verstehen harmonisch vor sich geht, ist Ergebnis der guten Arbeit dieses
Moduls.
Alle genannten Module beinhalten Probleme für die menschliche Hermeneutik
und für die Computer-Hermeneutik.
Beim Gebrauch von Sprachkenntnissen ist für den Computer die Erweiterung
der Sprachkenntnisse sehr problematisch, weil der Zugang zu verschiedenen
Spracherweiterungsmethoden beim Mensch und beim Computer noch verschieden ist.
Beim Konstruieren und Überprüfen von Hypothesen über den Sinn der Rede
ist die menschliche Palette von heuristischen Prozeduren, die der Mensch
situationsabhängig generiert, viel breiter als beim Computer. Es ist noch
nicht klar, ob der Unterschied irgendwann aufgehoben wird.
Die Erschließung des Gesagten ist beim Menschen interessenabhängig. Es
ist aber recht problematisch zu sagen, ob ein Computer irgendwelche Interressen
hat oder haben will.
Bei der tiefen Rekonstruktion der Sprecherintentionen, der Absichten des
Sprechers, muß ein Interpret mindestens versuchen, mit dem Sprecher zu
empathisieren.
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Für den Menschen ist das eine natürliche Aufgabe. Aber es ist
nicht klar, ob man über einen empathisierenden Computer sprechen kann.
Das Erkennen der Verschiedenheiten zwischen der inneren Welt des
Interpretators und der Modellwelt, wie Erkennen der Beziehungen innerhalb der
inneren Welt und der Modellwelt scheinen im Prinzip auch für den Computer
formalisierbar zu sein. Das Konstruieren von Systemen der Künstlichen
Intelligenz, die mit wirklichem menschlichen Wissen operieren können, ist heute
eine der wichtigsten Aufgaben auf der Tagesordnung der Kognitionswissenschaften.
Wie man Bilanz zwischen der Modellwelt und der unmittelbaren Wahrnehmung
der Außenwelt, den Kenntnissen des Interpretators, zieht, und wie das Herstellen
der Beziehungen zwischen dem Verstehen und anderen Handlungen des Verstehenden
aussieht, ist heute auch nicht klar.
Endlich ist die Wahl und Verschiebung der Verstehenstonalität eine
durchaus menschliche Aufgabe, sie könnte man dem Vergnügen, welches das Verstehen
in den Menschen hervorbringt, gleichsetzen.
Offensichtig werden die
Möglichkeiten des Computers in der Zukunft immer größer werden, in mancher
Hinsicht haben die Computer schon den Menschen übertroffen, aber ob sie etwa
menschliche Emotionen haben können, bleibt offen. Wird ein verstehender
Computer das Vergnügen empfinden? Und wenn nicht, kann man dann vom Verstehen
reden? Diese Frage betrifft beide: die Menschen- und die Computer-Hermeneutik.
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